Regionen, Städtische Räume
HWWI-Studie zur Zukunftsfähigkeit regionaler Wirtschaftsstrukturen

Norddeutschland hat die Chance, Gewinner des Strukturwandels zu werden
- Wirtschaftsstruktur in Norddeutschland ist überdurchschnittlich gut auf aktuelle Megatrends eingestellt
- Besonders größere Städte werden profitieren, eine regionale Spaltung muss vermieden werden
- Investitionen in Digitalisierung, Infrastruktur, Bildung sowie Forschung und Entwicklung sind notwendig
(Hamburg, 20. Dezember 2021) Die norddeutschen Bundesländer haben die Chance, vom Strukturwandel besonders stark zu profitieren. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie mit dem Titel „Strukturwandel in Regionen und dessen Bedeutung für Norddeutschland“, in der das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) die Zukunftsfähigkeit deutscher Regionen untersucht hat.
Strukturwandel ist kein temporäres Phänomen – die Wirtschaft unterliegt einer steten Entwicklung. Besonders deutlich wird die Notwendigkeit zu Wandlungsprozessen angesichts drängender werdender Veränderungen und Trends. Neben den Lehren aus der COVID-19-Pandemie zählen aktuell hierzu die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft, die Digitalisierung oder die Frage nach der Zukunft der Arbeit.
Eine neue Studie des HWWI zeichnet auf, wie sich aktuelle regionale Disparitäten darstellen und welche Regionen von künftigen Trends und Anpas-sungsprozessen profitieren können beziehungsweise in welchen der Anpassungsdruck zunehmen wird.
Wie die Grafik zeigt, werden für Städte besonders gute Entwicklungsaussichten im Zuge der strukturellen Anpassungsprozesse gesehen. Hier konzentrieren sich die Sektoren, die in hohem Maße von den sich abzeichnenden Trends profitieren werden. Zu nennen wären hier insbesondere die Bereiche Bauwesen, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), Forschung und Entwicklung, sowie Reparatur und personengebundene Dienstleistungen. Aber auch das nördliche Schleswig-Holstein, Teile des Ruhrgebiets, Bremen und das nordwestliche Niedersachsen werden in Zukunft dazugewinnen. Diese Regionen, denen heute in vielen Analysen noch ein erhöhter Aufholbedarf bescheinigt wird, verfügen über eine Wirtschaftsstruktur, die eine positive künftige Entwicklung wahrscheinlich macht. In den Küstenregionen findet sich in der Wirtschaftsstruktur eine breite Verteilung positiv eingeschätzter Spezialisierungsmuster, die in diesem Umfang und in dieser Dichte in keiner anderen Gegend in Deutschland so zu finden sind.
Zukunftsfähigkeit von Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland
Quellen: Bundesagentur für Arbeit (2019); Mesloh et al. (2021); HWWI.
„Die Ausgangslage für Norddeutschland kann für kommende Herausforde-rungen als positiv eingeschätzt werden“, sagt Mirko Kruse, Projektleiter und Forscher am HWWI. „Die Spezialisierungen innerhalb der norddeutschen Regionen sind in hohem Maße von ihren langfristigen Pfadabhängigkeiten bestimmt. Trotz struktureller Herausforderungen für zum Beispiel die Stahl- oder Chemieindustrie zeigt sich heute, dass die industrielle Basis weiterhin einen wichtigen Baustein für regionale Wertschöpfung darstellt und erhebliche Innovationskraft entfalten kann“, so Kruse.
Die erfolgreiche Umsetzung einer leistungsfähigen Infrastruktur ist eine der Voraussetzungen für Unternehmen, Regionen und Menschen, um vom Strukturwandel profitieren zu können. Gleichzeitig bilden Forschung und Entwicklung eine wesentliche Basis für die Umsetzung grundlegender Ideen in konkrete Innovationen. Darüber hinaus generieren sie positive externe Effekte und wirken so nicht nur begrenzt auf einzelne Unternehmen, sondern begünstigen Regionen oder eine Volkswirtschaft und deren Innovationsfähigkeit in ihrer Gesamtheit.
„Dabei besteht ein wichtiges Handlungsfeld in der Digitalisierung. Es gilt, die damit verbundenen Chancen für die Regionalentwicklung nutzbar zu machen“, sagt Dr. Jan Wedemeier, Leiter des HWWI-Forschungsbereichs „Ökonomie der Städte und Regionen“. „Eine strukturkonservierende Politik kann keine Antwort auf die globalen Veränderungen dieser Zeit sein. Es gilt, die Dynamik des Strukturwandels hochzuhalten“, so Wedemeier.
Das HWWI Policy Paper von Mirko Kruse und Jan Wedemeier mit dem Titel „Strukturwandel in Regionen und dessen Bedeutung für Norddeutschland“ ist hier abrufbar: