Digitalisierung, Weltwirtschaft

Neues Buch des HWWI und der Universität Hamburg erschienen

08.09.2021 | Pressemitteilung
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Big Data verlangt Big Statistics

- Bestehende statistische Verfahren müssen neu gedacht werden.
- Das gemeinsame Buch liefert neue Ansätze der (Daten-)Ökonomie.

(Hamburg, 7. September 2021) Big Data verlangt nach Big Statistics mit neuen, zeitgemäßen Prognoseverfahren. Eine Neuorientierung statistischer Verfahren drängt sich auf. Sie steht im Zentrum eines neuen Buches mit dem Titel „Neuvermessung der Datenökonomie“, das in Kooperation zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und der Universität Hamburg erschienen ist und das die Kernergebnisse eines von der NORDAKADEMIE-Stiftung in Elmshorn finanzierten Forschungs-projekts zusammenfasst.

Wie dringend eine Neuvermessung der Wirtschaft geworden ist, hat nicht erst das Coronavirus verdeutlicht. Die Pandemiewellen haben lediglich wie im Brennglas längst bestehende statistische Grundsatzprobleme fokussiert. Viele Voraussagen entpuppten sich als reine Vermutungen – oft ohne substanzielle Belege. Manche ähnelten eher Horoskopen und waren näher bei Fakes – oft weit entfernt von tatsächlichen Fakten. Für die Wirtschaft sind Defizite bei Voraussagen ein kostspieliges Ärgernis. Für die Politik jedoch sind Fehlprognosen gefährlich. Sie führen in die Irre. Das kann schwere gesamtgesellschaftliche Verwerfungen verursachen.

Prof. Dr. Thomas Straubhaar, Professor der Universität Hamburg für Volkswirtschaftslehre, insb. Internationale Wirtschaftsbeziehungen, und Herausgeber des Buches: „Das Bruttoinlandsprodukt in seiner heutigen Form mag im Nachgang für Analysen aller Art weiterhin hilfreich bleiben. Aber als Kompass für Prognosen bietet es künftig schlicht keine Orientierungshilfe mehr. Es ist zu altbacken auf eine materielle Industrieproduktion längst vergangener Tage ausgerichtet.“

Dr. Dirck Süß, Geschäftsführer des HWWI: „Bereits bei Dienstleistungen, die einen stetig wachsenden Anteil der Wirtschaftsleistung ausmachen, bleibt vieles nicht erfasst und im Dunkeln verborgen. Manches kann von statistischen Ämtern lediglich geschätzt, aber nicht wirklich gemessen werden.“

Im ersten Teil des Buches geht es darum aufzuzeigen, inwieweit mit der heutigen Messung ökonomischer Aktivitäten – also insbesondere mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) und daraus abgeleitet der Produktivität – Probleme einhergehen, die bei Diagnose und Prognose wirtschaftlicher Entwicklungen zu analytischen Fehlern führen. Der zweite Teil verschafft einen Überblick zu neuen empirischen Ansätzen, mit deren Hilfe besser erfasst werden kann, was sich in der (Daten-)Ökonomie abspielt.

„In der digitalisierten Datenwirtschaft des 21. Jahrhunderts wird es noch einmal um Dimensionen schwieriger, wirtschaftliche Aktivitäten zu erfassen, geografisch abzugrenzen und einzelnen Sektoren oder Regionen zuzuordnen“, sagt Süß.

„Postcorona wird es höchste Zeit, sich bei Konjunkturprognosen von der Fixierung auf das BIP zu lösen. Weitreichende Verbesserungen, wie ein beta-BIP in den USA, müssten nun auch hierzulande rascher in die statistische Praxis umgesetzt werden“, sagt Straubhaar.

Das Buch „Neuvermessung der Datenökonomie“ ist als sechster Band der Reihe „Edition HWWI“ im Verlag Hamburg University Press im September 2021 erschienen. Link

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