
Bremen’s Boom or Bust? Zu den Auswirkungen der US-Zollpolitik auf die Bremer Wirtschaft
HWWI Studien, Nr. 5, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut.
Die vorliegende Studie befasst sich mit der Frage, wie sich zollpolitische Maßnahmen der Trump-Administration voraussichtlich auf die Wirtschaft Bremens, insbesondere die Bremer Automobilbranche, auswirken würden.
Die erratische Politik unter der zweiten Administration Donald Trumps macht es schwierig, den weiteren Kurs der Zollpolitik der Vereinigten Staaten vorauszusehen. Das in der vorliegenden Studie unterstellte US-Zollregime fußt grundsätzlich auf der präsidialen Durchführungsverordnung, welche am 2. April 2025, dem sogenannten „Liberation Day“ in Kraft gesetzt wurde. Dabei werden zwei fiktive Szenarien betrachtet, deren Realisation nicht unwahrscheinlich erscheint. Beide Szenarien unterstellen reziproke Zölle sowie Gegenzölle auf Grundlage der Executive Order 14257 vom 2. April 2025, inklusive Sonderzölle auf Stahl, Aluminium und Personenkraftwagen von 25%.
Im Szenario Eskalation wird davon ausgegangen, dass die vorläufige Einigung zwischen den USA und China, erzielt am 12. Mai 2025, keine dauerhafte Wirkung entfaltet und die weiteren Verhandlungen in einen eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China führen. Im Szenario Entspannung wird der Handelsdeal vom 12. Mai 2025 hingegen als dauerhaft angenommen, jedoch unterstellt, dass Produkte der Automobilindustrie nicht mit 25%, sondern mit dem jeweiligen in den unterschiedlichen Regionen geltenden, reziproken Zollaufschlag belastet werden.
Die Hauptergebnisse lassen sich ausgehend von den Simulationsergebnissen wie folgt zusammenfassen:
- Die konjunkturellen Auswirkungen der unterstellten US-Zollpolitik auf Deutschland und den Rest der EU wären in beiden Szenarien vernachlässigbar. Die Volksrepublik China wurde einen moderaten Rückgang im Bruttoinlandsprodukt und der Beschäftigung erfahren. Für den Rest der Welt wurde das Gegenteil gelten. Die USA selbst würde sich einer tiefgreifenden Rezession gegenübersehen.
- Für Bremen prognostiziert das HWWI-Modell einen neutralen Gesamteffekt auf das Bruttoinlandsprodukt bei einem geringfügigen Rückgang in der Zahl der Erwerbspersonen. Der Rückgang im Außenbeitrag wird dabei ex post von Anstiegen in der privaten Konsum- und Investitionsgüternachfrage kompensiert.
- Im Szenario Eskalation lassen sich anhand der Simulationsergebnisse positive Output- und Beschäftigungseffekte (+1,45% und +2,76%) für die Bremer Automobilbranche beobachten. Als Grund hierfür kann der starke Preisrückgang für importierte, für die Automobilproduktion notwendige Zwischenprodukte aus China aufgrund des in diesem Szenario unterstellten eskalierenden Handelskonflikts genannt werden. Diese Vergünstigung entlastet die Kostenstruktur der Automobilbranche und würde somit zu einer Output- und Beschäftigungssteigerung führen.
- Im Szenario Entspannung würden Produktion und Beschäftigung in der Bremer Automobilbranche um -0,24% und -0,45% absinken. In diesem Szenario liegen die von den USA erhobenen Zollaufschläge gegenüber chinesischen Produkten näher an denjenigen, welche für die in den restlichen Nicht-US-Regionen gefertigten Güter gelten. Ein starker Preisverfall für Zwischenprodukte aus China stellt sich hier aufgrund eines fehlenden Wettbewerbsdrucks nicht ein.
- Die Auswirkungen auf die Bremer Automobilbranche sind somit abhängig von dem Ausmaß des Handelskonflikts zwischen den USA und der Volksrepublik China. Für die übrigen Branchen gilt, dass die Wahrscheinlichkeit, negative Effekte eines Handelskonflikts vermeiden zu können, mit dem Grad der Handelsverflechtungen mit Nicht-US-Regionen ansteigt, da dadurch sowohl Zwischenprodukte günstiger beschafft als auch Endprodukte besser abgesetzt werden können. Im Fall Bremens gilt dies insbesondere für den Handel mit den sonstigen deutschen als auch europäischen Regionen sowie der Volksrepublik China. Bremen profitiert hier von seiner breiten Diversifikation des Handelsportfolios.