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04.12.2025 | pressemitteilung 22

Neue HWWI-Konjunkturprognose

2026/2027 Wirtschaftswachstum von jeweils 1 1/2 % möglich

Die deutsche Wirtschaft wartet auf die Konjunkturwende. Wie schon insgesamt im ersten Halbjahr 2025 stagnierte das reale Bruttoinlandsprodukt auch im 3. Quartal. Ein schwieriges internationales Umfeld und eine bislang nur zaghafte Umsetzung von Reformen durch die neue Regierung – überlagert von immer wieder aufkommenden Störungen innerhalb der Koalition – bremsten weiterhin die Wirtschaftsentwicklung. Nach Regelung der Zollfrage mit den USA und mit der allmählichen Umsetzung der fiskalischen Ausgabenprogramme und Fördermaßnahmen sollte sich das Wirtschaftsklima allerdings bessern. Dies sollte teils schon in den letzten Monaten dieses Jahres, aber vor allem ab kommendem Jahr in den entsprechenden Statistiken sichtbar werden, besonders bei den Bau- und Ausrüstungsinvestitionen. Der staatliche und der private Konsum werden zudem weiterhin die Konjunktur stützen. Lediglich der Außenbeitrag wird bei nur schwachen Exporten und stärker zunehmenden Importen negativ wirken. Für 2025 erwartet das HWWI unverändert im Jahresdurchschnitt ein Wirtschaftswachstum von 0,2 %. Bei erhöhter Konjunkturdynamik im Gefolge der Fiskalprogramme und Fördermaßnahmen wird dann für 2026 und für 2027, zumal begünstigt durch mehr Arbeitstage (2026 insgesamt 2 ½ mehr als 2025, 2027 nochmals 1 ¼ mehr), mit einem Wirtschaftswachstum von jeweils 1 ½ % gerechnet.

Der Anstieg der Verbraucherpreise bewegt sich seit einiger Zeit nahe der Stabilitätsmarke von 2 %, ohne diese allerdings nachhaltig zu unterschreiten. Die Kernrate hält sich weiterhin bei rund 2 ¾ %, nicht zuletzt, weil die Lohnabschlüsse im Regelfall über der Inflationsrate liegen und damit bei schwacher Produktivitätsentwicklung auch die der Arbeitskosten. Das wird die Inflationsrate wohl auch im Prognosezeitraum knapp über der 2-Prozent-Marke halten.

Die Risiken für diese Prognose sind vielfältig. Neben geopolitischen Spannungen belasten die Unsicherheiten durch die Zollpolitik der USA sowie die Handelspolitik Chinas die internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Binnenwirtschaftlich ist das Reformtempo bislang gering und es mehren sich die Indizien, dass die Sonderverschuldungsmöglichkeiten nicht allein für zusätzliche Investitionen verwendet werden, sondern auch für Ausgaben aus dem eigentlichen Kernhaushalt; das reduziert die möglichen Wachstumsimpulse. Zudem bergen die erforderlichen Reformen in den sozialen Sicherungssystemen einigen Sprengstoff für die Koalition.

 

Pressekontakt

Hamburgische WeltWirtschaftsinstitut

Dr. Anja Behrendt

Wissenschaftliche Mitarbeiterin & Leitung Öffentlichkeitsarbeit

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Ansprechpartner/-in

Hamburgische WeltWirtschaftsinstitut

Prof. Dr. Michael Berlemann