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HWWI Prognosen

HWWI Konjunkturprognose Deutschland, Frühjahr 2025

Michael Berlemann, Jörg Hinze (2025),
HWWI Prognosen, Nr. 1/2025, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut.

Die deutsche Wirtschaft entwickelte sich im Winterhalbjahr 2024/25 weiterhin schwach, da sich im unsicheren Vorfeld der Neuwahlen im Februar 2025 die privaten Verbraucher und Unternehmen weiter zurückhielten, zudem gingen die Exporte weiter zurück. Bei der Neuwahl erhielt die Union die Mehrheit; sie hat umfassende Wirtschaftsreformen – wie Steuerentlastungen, niedrigere Energiekosten, Bürokratieabbau, Infrastrukturinvestitionen und effizienterer Staat – angekündigt. Allerdings dürften in der wahrscheinlichen Koalition mit der SPD vorgenannte Maßnahmen angesichts teils sehr unterschiedlicher wirtschaftspolitischer Vorstellungen nicht vollumfänglich durchgesetzt werden können. Erst nach Vorliegen der Koalitionsvereinbarungen dürfte die Zurückhaltung bei privaten Verbrauchern und insbesondere Investoren schwinden. Zu den geopolitischen Unsicherheiten kommt die restriktivere Handelspolitik der neuen US-Administration hinzu; auch auf deutsche Exporte in die USA drohen Zölle. Das alles dämpft die für den weiteren Verlauf dieses Jahres erwartete Wiederbelebung der Wirtschaft. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) rechnet deshalb für 2025 im Jahresdurchschnitt, auch wegen des negativen Überhangs aus dem Jahr 2024, nur noch mit einer Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts von ¼ % (zuvor ½ %). Unter der Annahme, dass sich die künftige Koalition auf wichtige wirtschaftliche Reformen einigen kann und unter Berücksichtigung zu erwartender Nachholeffekte sowie einer weiteren Lockerung der Geldpolitik wird für 2026 weiterhin mit einem Wirtschaftswachstum von 1 ½ % gerechnet.

Die Inflationsrate für die Verbraucherpreise hat sich mittlerweile nahe der Stabilitätsmarke von 2 % eingependelt. Die deutlich gestiegenen Arbeitskosten halten die sogenannten Kernrate jedoch noch höher, zuletzt 2,6 %. Im Laufe dieses Jahres dürfte aber mit moderateren Lohnabschlüssen der Inflationsdruck weiter nachlassen. Dann dürfte sich die Inflationsrate bei 2 % stabilisieren.

Nicht nur wegen der geopolitischen Unsicherheiten – jüngst durch die Spannungen zwischen USA, Ukraine und Europa verschärft – bleiben die Risiken für diese Prognose hoch. Die Koalitionsverhandlungen stehen noch an und je weniger durchgreifende Maßnahmen zur Verbesserung der Standortbedingungen sie beinhalten, desto beschränkter sind die Wachstumschancen. Die Vorabklärung der Finanzierungsfragen für Verteidigung und Infrastruktur in den Sondierungsgesprächen muss noch mit 2/3-Mehrheit durch den Bundestag; dann kann dies wie ein Konjunkturprogramm wirken.