Do Judges React to the Probability of Appellate Review? Empirical Evidence from Court Procedures
Applied Economics Letters 23(3), 202-205.
Das Berufungsverfahren soll als wirksames Mittel zur Beseitigung mangelhafter richterlicher Entscheidungsfindung dienen. Diese Aufgabe kann es jedoch nur erfüllen, wenn Berufungen für den Richter von vornherein unvorhersehbar sind und daher vor allem bei einem schlechten Urteil zu erwarten sind. Anhand von Daten aus Prozessakten eines deutschen Gerichtsverfahrens zeigen wir, dass die Wahrscheinlichkeit einer Berufung auf der Grundlage leicht beobachtbarer exogener Faktoren vorhergesagt werden kann. Unter Berücksichtigung der Komplexität eines Rechtsfalls stellen wir fest, dass Richter auch dazu neigen, ihren Aufwand zu verringern, wenn die Ex-ante-Wahrscheinlichkeit einer Berufung gering ist. Somit deuten unsere empirischen Belege auf eine Ineffizienz des Berufungsprüfungssystems hin, da die Richter ihre Arbeit nicht ausschließlich nach der Komplexität des Falles, sondern insbesondere nach der Ex-ante-Wahrscheinlichkeit einer Prüfung auf Fälle verteilen.