HWWI Konjunkturprognose Deutschland, Winter 2024
HWWI Prognosen, Nr. 4/2024, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut.
Mit den Querelen in der Ampel-Koalition und deren schließlicher Beendigung haben sich die Unsicherheiten in der zweiten Jahreshälfte 2024 weiter erhöht. Private Verbraucher und vor allem Investoren halten sich weiter zurück. Nach den Revisionen des Statistischen Bundesamts gegenüber ersten Schätzungen für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 2. und 3. Quartal um insgesamt 0,3 Prozentpunkte nach unten hat sich zudem das BIP-Niveau für 2024 verringert, so dass das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) seine Wachstumsprognose für 2024 von +0,2 auf -0,2 % zurücknimmt. Die weiteren Konjunkturperspektiven werden zudem durch die geopolitischen Unsicherheiten überschattet. Nach dem „Ampel-Aus“ stehen im Februar 2025 Neuwahlen an. Weit oben auf der Agenda der nächsten Regierung muss eine Belebung der wirtschaftlichen Dynamik stehen. Zwar wird eine gewisse Zeit bis zur Regierungsbildung vergehen und wirtschaftspolitische Maßnahmen daher erst mit einiger Verzögerung umgesetzt werden. Doch könnte dann etwa ab der Jahresmitte 2025 die momentane Lethargie in der deutschen Wirtschaft und die Investitionsschwäche der Unternehmen allmählich überwunden werden. Bis dahin dürfte lediglich der private Konsum konjunkturstützend wirken. Zudem dürfte die geldpolitische Lockerung allmählich zu einer Stabilisierung beitragen.
Unter diesen Bedingungen erwartet das HWWI für 2025 ein Wirtschaftswachstum von ½ % und für 2026 von 1 ½ %. Die Inflationsrate für die Verbraucherpreise ist im Spätsommer 2024 zeitweilig unter die Stabilitätsmarke von 2 % gesunken. Dafür verantwortlich waren zunächst allerdings Basiseffekte und günstigere Kraftstoffpreise. Zuletzt hat sie sich aber wieder auf 2,2 % erhöht. Die sogenannte Kernrate von noch 3 % sowie deutlich gestiegene Arbeitskosten signalisieren weiterhin einigen Inflationsdruck. So ist denn auch in den kommenden Monaten noch mit Inflationsraten etwas über 2 % zu rechnen, bevor sich die Inflation ab Mitte 2025 bei 2 % stabilisieren dürfte. Die Unsicherheiten infolge der Neuwahlen, wie auch die ungewisse künftige, eher protektionistische Handelspolitik der USA und die anhaltenden geopolitischen Konflikte beinhalten einige Unwägbarkeiten für diese Prognosen.